Willst du gelten, mach dich selten – Stimmt die alte Weisheit?

„Willst du gelten, mach dich selten“ – diesen Spruch beten bereits Generationen ihren Mitmenschen. Es ist so eine Weisheit, die wir immer wieder hören, ohne so recht zu wissen, ob da etwas dran ist und wie das in der Realität überhaupt aussehen soll. Und außerdem stellt sich gerade in Liebesdingen die Frage: Stimmt diese alte Weisheit überhaupt? Ist die Regel „Willst du gelten, mach dich selten“ ein Tod sicheres Eroberungskonzept oder gerade der falsche Weg, um ein Herz zu gewinnen?

Nehmen wir die Volksweisheit mal unter die Lupe.

Willst du gelten, mach dich selten – Was soll der Spruch bedeuten?

Konkret meinen wir mit dem Spruch, dass unser „Marktwert“ steigt, je rarer wir uns machen. In zwischenmenschlichen Beziehungen heißt das, nicht ständig präsent zu sein, sich auch mal trauen, sich längere Zeit mal nicht sehen zu lassen und dem anderen vor allen Dingen nicht das Gefühl geben, man sei ständig verfügbar, irgendwie „immer da“.

Gerade, wenn es um die Liebe geht, wird diese alte Weisheit immer wieder bemüht. Willst du das Herz eines Mannes oder einer Frau erobern, musst du ihm die kalte Schulter zeigen und dich rarmachen. Dann wird er oder sie dir geradezu zu Füßen liegen.

 Aber stimmt das überhaupt? 
Besonders in der Liebe, bewahrheitet sich der Spruch.

Besonders in der Liebe, bewahrheitet sich der Spruch.

Warum sollte „Willst du gelten, mach dich selten“ in der Liebe beherzigt werden?

In der Tat erfolgt gerade in der frühen Phase einer Beziehung der Rat, man solle sich rarmachen, um für das andere Geschlecht attraktiv zu werden.

Dieser Rat hat durchaus Logik. Nichts langweilt so sehr, wie das, was man ohne großes Aufheben einfach in die Hand gelegt bekommt. Gerade in der Liebe gehört es ein wenig zum Spiel zu erobern und sich erobern zu lassen. Besonders Männer besitzen einen ausgeprägten Jagdinstinkt. Das, was man nicht haben kann oder was schwer zu bekommen ist, besitzt einen besonderen Reiz.

Wenn eine Frau sich dann etwas zurückhaltender gibt oder auch im umgekehrten Fall ein Mann sich als nicht leicht zu haben präsentiert, wächst das Verlangen. Eine Person zu erobern, die sich rarmacht, stellt eine besondere Herausforderung dar.

Zudem gibt es einen weiteren Spruch: man merkt erst, was man hat, wenn an es verliert.

  • Jemand, der ständig verfügbar ist, wird oftmals gar nicht als potenzieller Partner in Betracht gezogen.
  • Er gehört quasi „zum Inventar“.

Man hat sich an ihn gewöhnt und verschwendet keinen weiteren Gedanken an ihn. Doch fehlt dieser eine Mensch plötzlich, erhält der andere die Möglichkeit, ihn überhaupt erst zu vermissen und damit festzustellen, dass man diesen Menschen mag.

Der Spruch „Willst du gelten, mach dich selten“ ist ein Patentrezept gegen übertriebenes Klammern, gegen übermäßige Präsenz und gegen Aufdringlichkeit. Dass das alles nicht sonderlich attraktiv ist, sondern eher abschreckend auf das andere Geschlecht wirkt, sollte klar sein.

Der Spruch kann gegen übertriebenes Klammern angewendet werden.

Der Spruch kann gegen übertriebenes Klammern angewendet werden.

„Willst du gelten, mach dich selten“ – gilt das auch in anderen zwischenmenschlichen Beziehungen?

Tatsächlich lässt sich der Wahrheitsgehalt dieses Spruches auch auf andere zwischenmenschliche Beziehungen anwenden. Auch in Freundschaften ist eine ständige Gegenwart häufig lästig. Oft ist zu beobachten, dass auf Partys gerade die überschwänglich begrüßt werden, die eher selten auftauchen.

Wer zu sehr klammert – auch in Freundschaften – und dem anderen ständige Aufmerksamkeit abverlangt, wird das Gegenteil erzeugen – er wird nämlich feststellen, dass andere auf Distanz gehen. Es ist also durchaus eine wahre Kernaussage in der Weisheit. Doch: Es gibt durchaus auch Gegenargumente.

Was spricht dagegen, die Weisheit anzuwenden?

Vielleicht wird der Spruch „Willst du gelten, mach dich selten“ manchmal missinterpretiert. Gerade in Liebesdingen spielen viele ein Spielchen mit dem anderen, zeigen ihm absichtlich die kalte Schulter und lassen ihn, wie man so schön sagt, am ausgestreckten Arm verhungern.

Ob das wirklich die richtige Taktik ist, um das Herz des anderen zu erobern, ist fraglich.

Zum einen sollten Spielchen eigentlich nicht zur Kennenlernphase gehören. Sie haben einen bestimmten Reiz, wenn es um einen harmlosen Flirt geht, doch liegt dir etwas an dem anderen, und du willst wirklich, dass sich aus der Bekanntschaft eine Beziehung entwickelt, sind Spielchen unnötig und oft auch verletzend. Dies stellt keine gute Basis für eine spätere Beziehung dar.  Viele lassen sich von einem solchen Verhalten abschrecken  und ziehen sich zurück. Dann ist die Taktik „Willst du gelten, mach dich selten“ eher vernichtend als beziehungsfördernd.

Sehr, sehr viele schätzen am anderen Geschlecht jemanden, der aufgeschlossen, herzlich und zugänglich ist. Und angenommen, die Taktik geht gerade doch auf, weil derjenige ausgerechnet auf distanzierte, eher zurückhaltende Typen steht und selbst eher auf Distanz und lockere Bindungen steht – werden dann nicht falsche Erwartungen erzeugt, die du, wenn du eigentlich gar nicht zurückhaltend bist – nicht erfüllen kannst? Auch dann ist die Beherzigung der alten Weisheit alles andere als hilfreich.

In der Liebe kann das aber auch mal falsch interpretiert werden. Als nur sollte man das nur sehr vorsichtig anwenden

In der Liebe kann das aber auch mal falsch interpretiert werden. Als nur sollte man das nur sehr vorsichtig anwenden

Die richtige Balance finden

Alte Weisheiten, die womöglich Jahrhunderte alt sind, sollte man lieber nicht zu wörtlich nehmen. Gerade in zwischenmenschlichen Beziehungen kann es ohne hin kein Patentrezept geben, denn jeder Mensch ist anders und setzt unterschiedliche Erwartungen in seinen Partner. Und wenn es um echte Liebe geht, lässt sich das ohnehin nur schlecht durch ein bestimmtes Verhaltensmuster beeinflussen.

Willst du gelten, mach dich selten – wichtig ist es, die richtige Balance zu finden. Vielleicht will der Spruch nichts anderes heißen als: Manchmal ist weniger doch mehr. Der Spruch kann durchaus Berechtigung haben, wenn du dazu neigst zu klammern.

 Niemand gefällt Anbiedern, Klammern, Belästigung und permanente Anwesenheit . Du solltest niemanden mit deiner Anwesenheit erdrücken. Aber auch übermäßige Distanziertheit und ein seltenes Auftreten können viel kaputt machen. Du verlierst durch seltenes Erscheinen den Anschluss, verpasst Chancen und bekommst keinen Bezug zu deinen Mitmenschen. Finde also eine gesunde Mischung.

Fazit

Willst du gelten, mach dich selten – manchmal kann diese Weisheit zumindest ansatzweise stimmen, oft aber auch nicht. Am wichtigsten in jeder zwischenmenschlichen Beziehung ist Authentizität und Aufrichtigkeit. Verstelle dich nicht und versuche nicht, ein Verhalten vorzugeben, nur um bestimmte Ziele zu erreichen. Das ist wahrscheinlich der beste Beziehungsrat.