Wer Hanfsamen anbauen möchte, kann heute zwischen rund 3.000 Sorten wählen. Die Kreationen gehen auf die drei Urformen der Hanfpflanze zurück – Cannabis Sativa, Cannabis Indica und Cannabis Ruderalis. Die Züchter versuchen, mit ihren Kreationen die gewünschten Eigenschaften bestmöglich zu erreichen. Eine weitere Rolle spielen der Heterosis- und der Entourage-Effekt.

Heterosis- und Entourageeffekt in der Züchtung der Hanfpflanze

Während sich der Heterosiseffekt darin äußert, dass Nachkommen von Hybriden oftmals vitaler als ihre Filialgenerationen sind, ist mit dem Entourage-Effekt das Zusammenspiel der in den Hanfpflanzen enthaltenen Cannabinoiden mit anderen Pflanzenstoffen, insbesondere den Terpenen und Flavonoiden, gemeint.

Hier geht es darum, dass es erst diese Kombination aus Vitalstoffen ist, die der Hanfpflanze in der freien Natur die Möglichkeit dazu gab, zu wachsen, zu gedeihen, Insekten zur Bestäubung anzulocken und sich gegen Feinde zu behaupten, die bei Konsumenten optimal anschlägt. Ist das Verhältnis zwischen den einzelnen Pflanzenstoffen optimal, dann unterstützen sie sich wechselseitig und erzeugen Synergieeffekte für eine maximale biologische Aktivität.

Kann man überhaupt von Cannabisarten sprechen?

In den letzten Jahren sind Zweifel darüber aufgekommen, ob es sich bei den Pflanzen der Cannabis Sativa, Cannabis Indica und Cannabis Ruderalis überhaupt um eigene Arten handelt. Die Gegenthese, dass die Cannabis Samen aller drei beschriebenen Formen auf einen gemeinsamen Stamm zurückgehen, basiert auf den Ergebnissen von Studien, die in den letzten Jahren an einzelnen Hanfpflanzen vorgenommen wurden. Es zeigte sich, dass das genetische Profil aller getesteten Pflanzen unabhängig von ihrer Gattung weitgehend übereinstimmte.

Der Baukasten der Natur

Diesem Ergebnis steht der praktische Aspekt gegenüber, dass die Hanfpflanzen der Cannabis Sativa, Cannabis Indica und Cannabis Ruderalis eine Reihe von markanten Merkmalen aufweisen, die sich ausgezeichnet kategorisieren lassen. Das muss kein Widerspruch sein, denn sämtliche Elemente der Natur sind aus einem Baukasten der immer gleichen Zutaten zusammengesetzt.

Auf diese Weise wird der für viele Menschen erschreckende Befund, dass der Mensch und der Schimpanse von ihrem Erbgut zu 98,5 % übereinstimmen, dadurch relativiert, dass der Mensch, zumindest aus genetischer Sicht, auch mit der Banane 50 % seines Erbguts teilt. Einzeln sind die Baustoffe nichts, erst in der Programmierung und Information erschließt sich ihr Wert, und nach den Worten von Bill Gates ist der genetische Code eines Lebewesens raffinierter als jedes von Menschen gemachte Computerprogramm.

Genotyp und Phänotyp sind nicht dasselbe

Phänotyp und Genotyp sind nicht dasselbe und die Unterschiede können trotz vielfacher genetischer Ähnlichkeiten frappierend sein. Ob die drei Gattungen der Hanfpflanze genetische Eigenheiten aufweisen oder ob diese nur das Ergebnis unterschiedlicher Wachstumsbedingungen sind bzw. aus anderen Gründen herrühren, ist für viele Kunden vermutlich zweitrangig. Da diese Unterschiede existieren, werden wir sie benennen, allerdings unter dem Vorbehalt, dass die genetische Abzweigung so umstritten ist, dass es nicht mehr vorausgesetzt werden kann, ob es sich wirklich um eigene Arten handelt.

Cannabis Sativa

Die Cannabis Sativa wächst im tropischen Regenwald in Äquatornähe. Die Sonnentage sind lang und konstant und die Cannabis Sativa konkurriert mit vielen Pflanzen um das Sonnenlicht. Dieser Umstand wird an der Tatsache deutlich, dass der tropische Regenwald nur 7 % der weltweiten Fläche einnimmt, aber rund zwei Drittel aller Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum bietet. Der Druck zwingt die Cannabis Sativa zu einem schnellen Wachstum und ihre längsten Vertreter erreichen eine Höhe von mehr als vier Metern.

Ihr Aussehen ist von einem langen, dünnen Wuchs bestimmt und ihr Erscheinungsbild ist luftig, damit die Luft zirkulieren kann und das Sonnenlicht alle Pflanzenteile erreicht. Am bekanntesten sind die hellgrünen, feingliedrigen und aus sieben bis neun „Fingern“ bestehenden Blätter der Cannabis Sativa, denn das Emblem der Hanfszene ziert immer ein Blatt der Cannabis Sativa. Das ist kein Zufall, denn die Cannabis Sativa weist von allen Hanfarten mit Abstand den höchsten Ertrag des bei Kiffern begehrten Cannabinoids THC auf.

Cannabis Indica

Die Cannabis Indica hat ihren Lebensraum in den kargen Berglandschaften Afghanistans, Pakistans und Tibets. Dort ist es trotz subtropischer Klimazone kalt. Dafür muss die Hanfpflanze nicht mit anderen Pflanzen um das Sonnenlicht und die Bodenerträge konkurrieren. Dies hat Auswirkungen auf ihr Wachstum. Die Pflanzen werden nur einen Meter bis zwei Meter groß und wirken kompakt und buschig. Die vielen dichten und weit verzweigten Seitentriebe sorgen in Kombination mit den schweren Knospen und prallen Blüten für einen extrem hohen Ertrag.

Bei der Ausschöpfung ist das Verhältnis zwischen THC und CBD stärker zugunsten von CBD verschoben, was eine Anwendung der Cannabis Indica als medizinisches Cannabis unterstreicht, zum Beispiel, um beim Abnehmen zu unterstützen. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal der Cannabis Indica von der Cannabis Sativa ist die merklich dunklere Farbe. Das dunkle Grün deutet auf einen hohen Anteil von Chlorophyll hin, um die Pflanzen während der kürzeren Blütezeiten bestmöglich zu unterstützen.

Cannabis Ruderalis

Die Cannabis Ruderalis wurde erst 1926 vom sowjetischen Naturforscher Dmitrij Janischewski entdeckt. Das ist sehr viel später, als die Entdeckung der Cannabis Sativa (1753 von Carl von Linné) und der Cannabis Indica (1785 von Jean Baptiste de Lamarck). Das dürfte auch mit dem unscheinbaren Äußeren der Cannabis Ruderalis zusammenhängen, denn die Pflanze erreicht nur eine Höhe von 30 bis 80 cm und ist auch wegen ihrer kaum vorhandenen Verästelungen und Seitentriebe wenig ertragreich. Ihre Blätter weisen oft nur drei „Finger auf“.

Ihren Lebensraum hat sie in kälteren Regionen in Russland, Kasachstan, Norwegen und der Mongolei. Trotz dieser ungünstigen Merkmale sollte sie nicht unterschätzt werden. So sind ihre robusten und kältebeständigen Eigenschaften für Züchter interessant, um die anderen beiden Arten durch Kreuzung widerstandsfähiger zu machen. Ein Alleinstellungsmerkmal sind ihre selbstblühenden Eigenschaften, da sie ihre Blütephase unabhängig vom Sonnenlicht einleitet. Züchter sprechen hierbei vom Autoflowering.

Die Unterschiede zwischen den einzelnen „Arten“ der Hanfpflanze zusammengefasst:

Die Arten der Hanfpflanze im Vergleich

Die Arten der Hanfpflanze im Vergleich

Die einzelnen Arten nach Zielgruppen geordnet

Die Qualität des Herstellers bleibt für Kunden, die Cannabis Samen für den Eigenanbau erstehen möchten, ein wichtiges Kriterium. Bei der Herkunft der Cannabis-Sorten ist es für Kunden, denen es primär auf ein Rauscherlebnis ankommt, wichtig, auf Sativa-Sorten zu setzen, weil diese die höchsten THC-Anteile besitzen. Wer hingegen an der medizinischen Wirkung von CBD – dem Cannabinoid mit dem vermutlich potentesten Heilpotenzial – interessiert ist, achtet darauf, dass in den Sorten größere Anteile der Cannabis Indica vertreten sind.

Die Dritte im Bunde, die Cannabis Ruderalis, eignet sich für Kunden, die für den Outdoor-Anbau nach robusten und widerstandsfähigen Cannabis Samen suchen, die auch mit länger andauernden dunklen Wetterperioden zurechtkommen. Der Anbau der Hanfsamen, um später die Blüten zu ernten und zu konsumieren, ist schließlich nicht der einzige mögliche Verwendungszweck, denn diese können alternativ als Superfood verkostet werden, wo sie als vegane Energielieferanten und Unterstützung beim Abnehmen bei Kunden im wahrsten Sinne des Wortes eine gute Figur machen.