Wenn einem Autofahrer am Steuer plötzlich die Augen zufallen, kann das schlimm enden. Sekundenschlaf – auch Mikroschlaf – nennt sich dieses Phänomen, das Statistiken zufolge jeden vierten tödlichen Unfall in Deutschland verursacht. Doch was ist Sekundenschlaf? Lässt sich Sekundenschlaf effektiv vermeiden? Hier erfährst du alles.

Was genau ist Sekundenschlaf? 🤭

Sekundenschlaf ist eine unerwartete und ungewollte Müdigkeitsattacke, bei der der Betroffene für einige Sekunden einschläft, ohne es verhindern zu können. Meist nimmt die Person ihren Sekundenschlaf gar nicht wahr. Die Gefahr besteht demzufolge darin, dass Signale für den bevorstehenden Sekundenschlaf oft ignoriert werden.

Nicht nur am Steuer ist Sekundenschlaf ein gefährliches Phänomen. Auch am Arbeitsplatz kann es zu gefährlichen Unfällen kommen, wenn die Aufmerksamkeit abnimmt und der Betroffene für einige Sekunden ein nickt.

Was passiert bei Sekundenschlaf?

Betroffene, die ihre Müdigkeit ignorieren und einer monotonen Tätigkeit wie beispielsweise Autofahren nachgehen, verlieren irgendwann die Kontrolle darüber, ob sie wach bleiben oder nicht. Zwar glauben die meisten, sie könnten trotz bestehender Müdigkeit die Kontrolle über ihren Körper haben, doch dies ist nicht der Fall.

Jeder Mensch kommt bei extremer Müdigkeit irgendwann an den Punkt, dass ihm kurz die Augen zufallen und er für einige Sekunden ein nickt. Zwar sorgt unser Wille, wach zubleiben, dafür, dass wir sofort wieder hochschrecken, doch dann kann es schnell zu spät sein. Nur wenige Sekunden reichen aus, um einen Unfall zu verursachen, der möglicherweise Menschenleben kostet.

Woran erkennst du den Sekundenschlaf? 😰

Viele nehmen den Sekundenschlaf nicht unmittelbar wahr. Doch die meisten kennen die Situation, in der sie sich bei einer Autofahrt unter sehr großer Müdigkeit an einem bestimmten Punkt nicht mehr erinnern können, was sie in den letzten Sekunden getan haben, welche Strecke sie eben gefahren sind oder ob es irgendwelche Verkehrsschilder gab.

Das Fatale daran: Mikroschlaf kann durchaus auch mit offenen Augen erfolgen und mehrere Sekunden andauern. Die Aufmerksamkeit und das Reaktionsvermögen sind in dieser Schlaf-Wach-Phase regelrecht deaktiviert. Sollte es zu einem unvorhergesehenen Verkehrsereignis kommen, hat der Betroffene keinerlei Kontrolle mehr über die Situation.

Wie gefährlich ist Sekundenschlaf am Steuer?

Sekundenschlaf am Steuer kann lebensgefährlich sein

Sekundenschlaf am Steuer kann lebensgefährlich sein

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) hat im Rahmen einer bundesweiten Kampagne zur Aufklärung über das Phänomen bekannt gegeben, dass nach eigenen Angaben jeder vierte Autofahrer schon mindestens einmal am Steuer kurz eingenickt ist. Ein Glück, das dies häufig ohne weitere Folgen passiert. Doch das ist leider nicht immer der Fall.

Man stelle sich vor: Bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h und einem Sekundenschlaf von drei Sekunden fährt ein Autofahrer 80 Meter im Schlaf. In diesem Zeitraum kann viel passieren. Viele Autofahrer rasen ungebremst in die Leitplanke oder verlieren in einer Kurve die Kontrolle über das Auto. Auch LKW-Fahrer, die ohne sichtbare Erklärung ein Stauende übersehen und ungebremst auf andere Autos auffahren, sind nicht selten Opfer des Mikroschlafs.

Schichtarbeiter oder andere Arbeiter, die mit gefährlichen Maschinen hantieren, können ebenfalls fatale Folgen der Schlafattacke erfahren. Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit, während der Maschinenführer kurz ein nickt, kann Verstümmelung und schwere Verletzung verursachen.

Sekundenschlaf kann verheerend sein

Kostet der Mikroschlaf Gesundheit oder gar Leben, stellt dies die schlimmste Folge dar. Aber auch finanziell und psychisch kann der kurze Moment des Kontrollverlusts den Betroffenen teuer zu stehen kommen. Verursacht er einen Unfall, besteht oftmals ein Totalschaden am eigenen Fahrzeug. Auch Selbstvorwürfe, die Signale der bestehenden Müdigkeit missachtet zu haben, belasten viele, erst recht, wenn Menschen dabei zu Schaden kamen.

Wer haftet bei Sekundenschlaf? Diese Frage stellen sich viele, denn der Sekundenschlaf kann zu erheblichen Schäden führen. Die Frage, wer bei Sekundenschlaf zahlt, beantworten deutsche Gerichte recht eindeutig. Tatsächlich greift auch beim Autofahrer hier der Kaskoversicherungsschutz, da Mikroschlaf nicht als grobe Fahrlässigkeit bewertet wird. Solange der Autofahrer jedoch nicht Vollkasko versichert ist, bleibt er auf einen großen Betrag dennoch sitzen.

Dieses Video verdeutlicht nochmal, wie gefährlich Sekundenschlaf sein kann!

Woher kommt Sekundenschlaf? 😴

Es stellt sich natürlich die Frage, woher Sekundenschlaf überhaupt kommt. Die Antwort ist relativ einfach: Mikroschlaf ist die Folge totaler Müdigkeit. Wenn die betroffene Person einer monotonen Tätigkeit nachgeht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dabei vor lauter Schläfrigkeit kurz ein zunicken.

Autofahrer sind häufig von den Müdigkeitsattacken betroffen, wenn sie über längere Zeit auf der Autobahn oder Landstraße unterwegs sind. Daher leiden LKW-Fahrer und andere Berufsfahrer häufiger unter Tagesmüdigkeit. Aber auch andere Menschen leiden unter der Gefahr kurz ein zunicken, wenn sie sich nicht ausreichend Schlaf in der Nacht gönnen.

So fallen unausgeruhte Schüler und Studenten in den Sekundenschlaf im Unterricht und können sich an wichtige Lerninhalte nicht mehr erinnern. Auch im Büro beklagen viele die Schlafattacken. Sie sind dadurch weniger produktiv und können sich schlecht konzentrieren.

Sekundenschlaf trotz ausreichender Nachtruhe

Schlafmangel allein ist jedoch nicht die einzige Ursache für Mikroschlaf. Es kann durchaus sein, dass jemand zwar ausreichend schläft, der Schlaf selbst jedoch nicht geruhsam ist. Dann kann es durchaus körperliche Ursachen geben. Viele Betroffene sind sich gar nicht bewusst darüber, dass womöglich eine Erkrankung den Sekundenschlaf fördert. Schlafstörungen führen dazu, dass Menschen am Morgen unausgeruht und übermüdet sind, obwohl sie die ganze Nacht geschlafen haben. Die hier wohl häufigste Ursache ist die sogenannte Schlafapnoe.

Bei einer Schlafapnoe geschieht dies nicht nur einmal in der Nacht, sondern oftmals bis zu Hundert Malen in der Stunde. Die Folge: Ohne, dass ihm die Ursache dafür bewusst wäre, fühlt sich der Betroffene müde und unausgeruht, ist tagsüber gereizt, kann sich nur schwer konzentrieren und läuft Gefahr, unter Schlafattacken zu leiden. Eine Schlafapnoe kann unterschiedliche Auslöser haben. Beispielsweise ist Übergewicht ebenso häufige Ursache für die Schlafapnoe wie Diabetes oder andere neurologische Erkrankungen. Wenn du feststellen solltest, dass du unter ständiger Müdigkeit und womöglich Sekundenschlaf trotz ausreichend Schlaf leidest, empfiehlt es sich, einen Arzt aufzusuchen und körperliche Ursachen abklären zu lassen.

Der Mikroschlaf in Folge von Müdigkeit ist jedoch nicht zu verwechseln mit kurzfristiger Bewusstlosigkeit, wie sie auch bei Diabetes oder Epilepsie auftritt. Auch mit der Schlafkrankheit hat Mikroschlaf nichts gemein. Bei der Narkolepsie handelt es sich um eine exzessive Tagesschläfrigkeit, die andere körperliche Ursachen als der Sekundenschlaf hat.

Sekundenschlaf – Welche Anzeichen solltest du ernst nehmen?

Schlafattacken, die beim Autofahren oder bei anderen monotonen Tätigkeiten in Folge von Müdigkeit auftreten solltest du aus den genannten Gründen ernst nehmen.

Typische Merkmale sind:

  • nachlassende Konzentration
  • brennende oder juckende Augen
  • schwere Augenlider
  • starrer Blick
  • häufiges Blinzeln
  • unscharfes Sehen
  • das Bedürfnis, sich an der Nase oder am Kopf zu kratzen
  • ständiges Gähnen
  • fehlende Erinnerung an die letzten gefahrenen Kilometer, Verkehrsschilder etc.
  • Schwierigkeiten, die Fahrspur einzuhalten
  • unregelmäßige Fahrweise ohne es zu wollen

Alle diese Anzeichen signalisieren dir, dass du Gefahr läufst, kurz ein zunicken. Unterliege nicht dem Irrtum zu glauben, dass du deine Müdigkeit in Griff hast, sondern ergreife sofort Maßnahmen gegen die Müdigkeit - zu deiner eigenen Sicherheit, aber auch anderen Menschen zuliebe, die gefährdet werden könnten.

Was tun bei Sekundenschlaf?

Wenn du die genannten Signale an dir erkennst, solltest du sofort entsprechend handeln. Kaffeetrinken und zwanghaft die Augen aufzuhalten, bringt gar nichts. Solltest du irgendwo auf der Straße unterwegs sein, ist es besser, anzuhalten und das Auto zu verlassen. Gegen Müdigkeit am Steuer helfen lediglich frische Luft und Bewegung. Steige also aus dem Wagen, gehe ein paar Schritte und mache ein paar Gymnastikübungen. Doch diese besten Tipps gegen Müdigkeit helfen nur bedingt.

Ansonsten lautet die Devise leider nur: schlafen! Oftmals reicht ein Powernap (kurzer Schlaf) von 20 bis 30 Minuten, um wieder leistungsfähig zu sein und die Fahrt aufzunehmen.

Moderne Technik kann dabei helfen, Sekundenschlaf zu verhindern. Neuere Autos verfügen über ein Müdigkeits-Erkennungssystem. Hierbei speichert das Fahrzeug automatisch das für den Fahrer typische Fahrverhalten. Selbst kleinste Abweichungen, wie eine unregelmäßige Beschleunigung oder ein ständiges unerklärliches Abbremsen, ein Abweichen von der Spur oder ruckartige Bewegungen am Lenkrad beim Hochschrecken werden automatisch als Müdigkeitsanzeichen erkannt.

Das Fahrzeug signalisiert in diesem Fall, dass Müdigkeit erkannt wurde und eine Pause empfohlen wird. An dieser Stelle spätestens solltest du ehrlich zu dir sein und deine Müdigkeitsanzeichen überprüfen. Ein viertel Stündiger Stopp kann hier nicht schaden.

Anhaltende Tagesschläfrigkeit trotz ausreichend Schlaf abklären lassen 😐

Wenn du ständig unter Tagesschläfrigkeit leidest, solltest du auf ausreichend und vor allen Dingen gesunden Schlaf achten. So kann eine falsche Matratze wie auch ein schlechtes Raumklima zu Schlafapnoe führen. Auch Erkrankungen und sonstige Schlafstörungen solltest du bei anhaltender Tagesmüdigkeit ausschließen.

Der Besuch eines Arztes empfiehlt sich bei anhaltenden Problemen oder auch bei Verdacht auf ernstere Erkrankungen. Ob du beispielsweise eher unter der Schlafkrankheit statt unter Sekundenschlaf leidest, muss ein Neurologe überprüfen.

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